Burirams Khmer-Architektur




Phra Narai Relief, Prasat Hin Khao Phanom Rung

Prasat Hin Khao Phanom Rung
und Prasat Hin Muang Tam
 

 -  Juwelen der Khmer Baukunst an einer der antiken Dharmasala Routen von Angkor nach Phimai –

 © werner dackweiler


Prasat Hin Khao Phanom Rung

Im Nordosten Thailands, dem Isan, der fast ein Drittel des thailändischen Staatsgebietes ausmacht, stehen die wohl schönsten Khmer-Tempel außerhalb Kambodschas. Reich an kulturhistorischen Einflüssen bietet der Isan fast 2000 archäologische Stätten, davon an die 300 Tempelruinen. 

Einst dem Dvaravati-Reich zugehörend, fiel er an das Khmer-Imperium bis hinein ins 13. Jahrhundert und wurde sodann dominiert vom laotischen Lao Lan Xang-Königreich, bevor er dann durch die Franco-Siamesischen Verträge von 1893 und 1904 endgültig an Siam fiel.
Der Süden des Isan, noch heute geprägt von einem hohen Anteil an ethnischen Kambodschanern, wurde überwiegend durch das mächtige Khmer-Reich beeinflusst, das sich während seiner Blüte mit dem westlichsten Außenposten bis nach Kanchanaburi erstreckte, um dort den verfeindeten Burmesen zu trotzen (Muang Singh, „Löwenstadt").


 Prasat Hin Khao Phanom Rung
 
Die Dharmasala Route

Der bekannte buddhistische Khmer-König Jayavarman VII (1181-ca. 1220) ordnete den Steininschriften im Phraeh Khan Tempel in Angkor Thom zufolge die Errichtung von 121 sogenannten Rasthäusern (vahni-griha oder agni-sala1) entlang von Handels- und Pilgerrouten an.Als eine Route wird die von Yasodharaphura (Angkor) nach Vimai oder Vimayapura (das heutige thailändische Phimai) beschrieben, die mit 17 solcher Rasthäuser bestückt werden sollte.
Die Existenz dieser 225 km langen befestigten und bewachten Steinstraße, die für Händler, Pilger und Militärtransporte gebaut wurde, lässt sich noch heute durch Brückenruinen und Rasthäuser nachweisen.
Bereits 1925 erforschte und beschrieb der französische Archäologe Finnot diese vahni-griha zwischen Angkor Wat und Prasat2 Hin Phimai und benannte sie kurzerhand Dharmasala, was etwa soviel bedeutet wie „Stätten der Lehre Buddhas“.
Aus seiner buddhistischen Gesinnung heraus ließ der gottähnliche Khmer-König entlang dieser historischen Straße sogar eine Vielzahl von Krankenstationen (arokhaya –sala) erbauen.
An dieser Route liegen die wohl beeindruckendsten und am besten erhaltenen sakralen Baudenkmäler der Khmer in Thailand: der Prasat Hin Khao Phanom Rung und der Prasat Hin Muang Tam.
 
 Prasat Hin Khao Phanom Rung
 
Phanom Rung

In der nordöstlichen Provinz Buriram, nahe des Städtchens Prakonchai(Südisan), erhebt sich aus einer weiten Ebene heraus, thronend auf dem Hügel eines erloschenen Vulkans in 380 Meter Höhe, der Prasat Hin Khao Phanom Rung. Ursprünglich dem Hindugott Shiva3 geweiht, symbolisiert der Phanom (kambodschanisch phnom – Hügel, rung - flach) den Berg Kailasa4 (Meru), den  Wohnort Shivas in den Himmelsgewölben.
Erst im 13./14. Jahrhundert wurde das Heiligtum in ein buddhistisches Kloster „umgewandet“.
Von hier genießt man einen wunderschönen Rundblick über die Korat-Ebene bis in die Danggrek-Berge, hinter denen das ehrwürdige Angkor liegt. Im Bereich von Prakonchai aufgefundene Inschriften deuten daraufhin, dass an gleicher Stelle eine frühe Tempelanlage eines der Chenla-Fürstentümer5 stand.
 
Die Gegend um Buriram war bereits mindestens seit dem 7. Jahrhundert von Khmer bewohnt und gehörte vom 9.-13. Jahrhundert zu einem von Angkor weitgehend unabhängigem Fürstentum der Khmer-Mahidharapura-Dynastie6.Bis 1944 blieb das Hindu-Heiligtum unbeachtet und über Jahrhunderte in Trümmern liegen, bis Bangkok den Ort zur archäologisch wertvollen Stätte erkärte.
Erbaut aus Ziegeln, Sandstein und Laterit und immer wieder ausgeweitet, wurde Phanom Rung zwischen dem frühen 10. Jahrhundert bis hinein ins späte 12. Jahrhundert. Einige Experten nehmen an, dass Phanom Rung ursprünglich ein Palast war und einige Gebäude als Elefantenhäuser dienten.Während der Errichtungszeit sind vier bauliche Stilepochen, die sich zum Teil überlappen und nach Tempeln benannt wurden, die in der betreffenden Zeit entstanden sind, erkennbar:

 

     -         der Koh Ker – Stil (frühes 10.Jhdt.),
-         der Khlaeng-BapounStil (968-1050 / 1050-1080),
-         der Angkor – Stil (12. Jhdt.) und
-         der Bayon – Stil (1175-1230).

 Auch Phanom Rung, wie nahezu alle Sakralbauten der Khmer, wurde gebaut als Spiegelung des hinduistischen Weltbildes.Die Welt ist ein Viereck, umgeben von Gebirgsketten. Weit außerhalb befinden sich unendlich weite mythische Ozeane und auf dem Berg Kailasa  in der Mitte thronen die Götter. Der Tempel im Mittelpunkt mit seinem Prasat symbolisiert den mythischen Göttersitz.
So begann im 10. Jahrhundert Prinz Narendradtiya, der lokale Herrscher im Südisan, mit dem Bau der Tempelanlage (Ziegelbauweise) noch vor der Angkor-Periode. Er war nicht nur ein Neffe des Khmer-Herrschers König Suryavaman II., des Erbauers von Angkor Wat, sondern auch mit seinen geopolitischen Vorstellungen eng verbunden. Aber bereits sein Sohn Hiranya macht in einer Steininschrift  (1150) im Phanom Rung klar, dass er autonom regiere und kein Vasall des Königs von Angkor sei.
Einzigartige Steinmetzarbeiten von höchster Qualität und Detailgenauigkeit machen Phanom Rung so sehenswert:
Die wohl erste bekannte Darstellung eines Khmer-Kriegselefantender einen Feind niedertrampelt, eine seltene Deflorationszeremonie, Shiva- und Vishnu–Darstellungen, steingewordene Episoden aus der Hindu-Mythologie und dem indischen Ramayana-Epos (thai: Ramakien), feinste Ornamente, filigraner Säulenschmuck, dekorierte Giebelfelder und Pilaster, die berühmten 11 Steininschriften Phanom Rungs, die die Organisation des Angkorreiches darlegen, und die einzigen in Thailand erhaltenen „Naga7-Brücken“ gilt es zu bewundern. 


Feinste Steinmetzarbeiten


Die erste Naga-Brücke


 Kopf einer Naga-Schlange

Einzigartig auch die Strenge der Architektur: Exakt in Ost-West-Richtung (90º, mit einer Abweichung von ungefähr 6º) erbaut, bietet die Tempelanlage alljährlich ein astro-archäologisches Schauspiel, das eine architektonische Meisterleistung widerspiegelt: Viermal jährlich scheint die Sonne bei ihrem Aufgang bzw. Untergang für einige Minuten exakt mittig durch alle 15 Torbögen der inneren Galerie die sich auf 75 m erstreckt, und erleuchtet den lingam8 im Zentralheiligtum. Ob die damaligen Baumeister dies tatsächlich so beabsichtigt hatten, ist bis heute nicht geklärt. Geklärt ist auch nicht, ob der Gesamtanlage eine Art Kalenderfunktion zukommt. Keinerlei Quellen geben hierzu Anhaltspunkte. Die Bewohner Burirams glauben, dass das erste Sonnenlicht welches durch den Tempel scheint, das reinste und intensivste und in der Lage ist, alles Böse und jegliche Unbill zu Asche zu verbrennen.

 
Ligam Shivas im Zentralheiligtum

Heute ist dieses Sonnenspektakel Anlass des alljährlich stattfindenden Phanom Rung Festivals Anfang April. Lokale ethnische Khmer und Laoten aus den umliegenden Dörfern und Distrikten treffen sich hier traditionell, um ihre brahmanischen Riten und Zeremonien (thai: buan suang) sowie hinayana-buddhistischen Feiern (thai: ngan) zu zelebrieren. 

Das traditionelle „Mondfest“, Vorläufer des jetzigen Festivals, wurde bis 1988 zum Vollmond im 5. Lunarmonat (28 Tage) gefeiert und fiel auf jeweils unterschiedliche Daten bis man bemerkte, dass sich die alten hinduistischen Khmer nach dem „Sonnenkalender“ richteten und nicht nach dem im Buddhismus maßgeblichen „Mondkalender“. 

Über die Prozessionsstraße zum Gopura 

Der Blick auf das Juwel Phanom Rung eröffnet sich dem Besucher von der 200 m langen und 12 m breiten Prozessionsstraße aus, die über eine Monumentaltreppe zum Herzen des Heiligtums führt. Beidseitig dieser Straße aus Lateritgestein befinden sich 69 Begrenzungspfosten aus Sandstein, deren obere Abschlüsse die Form von Lotusblütenknospen zeigen (thai: sao nang rieng). Rechtsseitig gelegen findet man ein erstes Gebäude, das es zu erwähnen gilt (landläufig „White Elephant Hall“ genannt). Es wird als „phlab phla“ bezeichnet, wobei es sich hierbei vermutlich um ein gleiches Gebäude handelt, welches heutzutage „phlab phia pleuang khruang“, „Ankleideraum“, genannt wird, in welchem sich die Herrscher zum Besuch des Tempels und zum Vollzug religiöser Riten umziehen konnten.

Der Prozessionsweg führt zur ersten kreuzförmigen Terrasse, die von Balustraden eingefasst ist und deren Enden mit fünfköpfigen Nagas aus Sandstein bestückt sind. Sie sollen die Besucher und Pilger aus der profanen Welt in die göttliche geleiten und werden deshalb als „Nagabrücken“ bezeichnet. Sie stammen mit ihren feinsten Ausarbeitungen aus der Angkor-Periode. Der Berg im Hintergrund und das Heiligtum auf dessen Gipfel, wird als Abbild und Zentrum des hinduistischen Universums verstanden. Zur Ostseite des Heiligtums führt nun eine in fünf Ebenen unterteilte, sich verjüngende Treppe, die auf einer Plattform endet, in die rituelle, symmetrisch angeordnete Bassins eingelassen sind, die nach der hinduistischen Kosmologie die vier mythologischen Ozeane darstellen sollen. Unmittelbar an der äußeren Mauer (Galerie), vor dem östlichen Gopura9, der aufgehenden Sonne zugewandt, findet man eine weitere Nagabrücke. Im Bodengestein befindliche Löcher deuten darauf hin, dass hier wohl Halterungen für hölzerne Säulen angebracht waren.Für jede Himmelsrichtung ist ein kreuzförmiger Gopura errichtet worden, der die äußere Galeriemauer jeweils mittig durchbricht. Die Gopura heben sich deutlich von den einfach gestalteten, aus grobem Lateritgestein errichteten Mauern der Galerie ab. Vorherrschend sind gelblicher und rötlicher Sandstein, der damals aus 30 Kilometern entfernten Steinbrüchen mit Ochsenkarren und Elefanten herbeigeschafft werden musste.    

 

 
Der östliche Gopura

Gopura, Mandapa und Antarala 

 

Nun unmittelbar vor dem östlichen, dem prächtigsten und größten Gopura der Anlage, dem eigentlichen „Haupteingangstor“ des Heiligtums stehend, sind die reichlichen Verzierungen zu bestaunen, mit denen Türen, Fenster, Giebel und Simse übersät sind.Auffällig ist eine schöne Darstellung eines Yogi im Giebel, eingerahmt von Tänzern. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Abbild Narendradtiyas, des lokalen Khmer-Fürsten, der sich nach seiner Zurruhesetzung als Eremit auf den Phanom Rung zurückzog. Auf dem Taplang10 ist ein wunderschönes Relief zu sehen, das Gott Indra11 sitzend auf dem Dämon Kala12 darstellt. Dabei hält Kala zwei Löwen an den Hinterbeinen.


 Gott Indra auf dem Dämon Kala sitzend

 Durchschreitet man nun den Gopura, erreicht man auf einer dritten Nagabrücke den etwas tiefer gelegenen Frontpavillion, den Mandapa13, eine Art Vorraum zum Prasat. Die hier befindlichen Naga werden ihrer ungewöhnlichen Darstellung von einem Makara (reptilienartiges Reittier der hinduistischen Götter Ganga und Varuna) ausgespeit.Hier lassen sich auch zwei achtblättrige Lotusblüten entdecken, die erstaunliche Ähnlichkeit mit einer Kompassrosette aufweisen. Man geht davon aus, das der Mandapa früher einen Holzfußboden besaß und eventuell eine Holzdecke. Ein Korridor, der Antarala14,verbindet den Frontpavillion mit dem Zentralheiligtum und seinem Prasat. Die östliche Front des Giebels des Mandapa ist geschmückt mit einer Darstellung des auf einem Thron tanzenden Shiva (Shiva Nataraja), des „König des Tanzes“. Das Relief zeigt den zehnarmigen, gekrönten Shiva auf dem heiligen Berg Kailasa.



Taplang Narai Bantomsin 

Das wohl weltweit bekannteste Relief der Khmer-Steinmetze überhaupt ist darunter als Türsturz am Mandapa angebracht: das Phra Narai15-Relief (thai: Taplang Narai Bantomsin). Es zeigt Vishnu15  (Vishnu Anantasayin) als menschengestaltiger Gott in meditativem Schlaf, ruhend auf Ananta, der endlosen Weltenschlange im Milchozean (Urmeer der hinduistischen Mythologie). Auf einer Lotosblüte über ihm, die aus seinem Nabel wächst, thront der vierköpfige Brahma16, der in seinem Auftrag eine neue Schöpfung hervorbringt. Rechtsseitig des in zwei Teile zerbrochenen Reliefs ist in einem Fantasiebild der Dämon Kala zu sehen über dem Garuda17 dargestellt ist. Unterhalb folgen zwei sich gegenüber angeordnete Papageien. In der oberen linken und rechten Ecke befindet sich ein Affe mit seinem Baby und ein Elefant.Doch nicht durch seine Schönheit erlangte dieser Taplang seine Popularität, sondern durch seine jüngere Geschichte. 

 

Während der 17-jährigen Restaurationsarbeiten an der zerfallenen und von Plünderern stark mitgenommenen Anlage seitens des thailändischen Fine Arts Department (1971-1988), bemerkte man den Verlust des in zwei Teile zerbrochenen Reliefs, welches zuvor in den Trümmern gelegen hatte.Es war wohl irgendwann zwischen 1961 und 1965 verschwunden. Delikate Ermittlungen ergaben, dass sich das Phra Narai-Relief bereits seit 1967 im Fine Arts Museum in Chicago als „Spende“ des amerikanischen Kunstsammlers James Alsdorf befand. Lange weigerten sich die Amerikaner das geraubte Kunstwerk herauszugeben. Folgen waren scharfe Proteste der thailändischen Regierung und Massenproteste vor der amerikanischen Botschaft in Bangkok. Gleichzeitig gingen tausende in den USA lebende Thais auf die Straßen amerikanischer Großstädte, um gegen den „Kunstraub“ zu demonstrieren. Es bahnte sich eine diplomatische Krise an. Thailands beliebte Rockband Carabao forderte in dem Song ‚Taplang’:  „Behaltet euren Michael Jackson, aber gebt uns den Phra Narai zurück“. Die Amerikaner gaben schließlich nach Zahlung einer Spendensumme von 200.000 Dollar nach, und so konnte das Relief seinen rechtmäßigen Platz wieder einnehmen. Viele Thais glauben jedoch, dass die USA nur ein Replikat zurückgegeben hätten. 

Die südliche Giebelwand des Mandapa zeigt eine stehende weibliche Person an eine Wand angelehnt. Vor ihr kniet eine Person, die mit einer Hand ihr Bein, mit der anderen Hand einen zylindrischen Gegenstand hält. Um sie herum stehen vier weitere Personen. Es kann angenommen werden, dass es sich bei dieser Darstellung um eine Deflorationszeremonie handelt. Diese Zeremonie wurde von dem Chinesen Zhou Daguan beschrieben (1296-1297), der Ende des 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts in Angkor lebte. Die Zeremonie…  

„… is called zhentan. Each year the authorities select one day in the month, which corresponds to the fourth Chinese moon, and announce this throughout the country. Every family where a girl has to submit to the zhentan is warned in advance by the authorities, and they give the household a candle on which a mark has been made.On the chosen day, when night has fallen, the candle is lit and, when it has burned down to the mark, the moment of the zhentan has come... I have heard that, when the moment comes the priest enters the girl’s pavilion; he deflowers her with his hand and receives the blood in some wine. It is also said that the father and mother, the family and neighbours place some on their foreheads or taste it. Others maintain that the priest really couples with the girl; while others deny this. As Chinese are not allowed to witness these things, the exact truth is hard to come by. When day is about to break, the priest is led back with palanquins, parasols, and music. The girl must then be bought from the priest with presents of cloth and silks; otherwise she will be his property forever and could marry no one else.  …  The whole section is somewhat suspect. ... This account raises many questions; however, it should be pointed out that there existed a Buddhist sect, the Ari (whom many considered non-Buddhists) who are known to have participated in such ceremonies.''

 

Im Innern, auf dem Boden des Mandapa, befindet sich eine liegende Darstellung des Stiers Nandi, des Reittiers Shivas. Sein Kopf blickt durch die offenen Tore in Richtung lingam. Es handelt sich dabei jedoch um eine Kopie, das Original befindet sich im Nationalmuseum von Phimai. 
Verlässt man nun den Mandapa in Richtung Prasat, gelangt man zum Antarala, dem Verbindungskorridor zum Zentralschrein.
Der Türsturz über dem Eingang zum Antarala zeigt die Darstellung fünf betender rishis, vorbrahmanische Priester und Eremiten, in meditativer Sitzpose. Einer der rishis repräsentiert Shiva in der Reinkarnation des Nakhulisa, des Gründers der Pasupata Sekte. Ein Weiterer stellt Narendradiya den Erbauer von Phanom Rung dar.

 
Zentralheiligtum mit Prasat

Erbaut aus Blöcken rosafarbenen Sandsteins, erhebt sich das Herzstück des Tempels, der fünfstufige Prasat im Angkor-Stil (frühes 12. Jhdt.) auf einer quadratischen Fläche von 9,5 m und einer Höhe von 23 m aus dem Zentralheiligtum. Er ist über und über mit mythologischen Darstellungen verziert, die in ihrer Reichhaltigkeit kaum zu überbieten sind. Auch das Innere des Heiligtums ist übersät mit dekorativen Details, Reliefs und Skulpturen. Wuchtiger wirkend als sein Pendant in Phimai, ist der Prasat mit nur vier Winkeln im Innern ausgestattet. So ähnelt er mehr einer Pyramide.




Der Prasat

Der Prasat

Für den Bau wurden Sandsteinblöcke mit Löchern für Holzpflöcke versehen, an denen sie mit Hilfe von Seilen und Flaschenzügen in die Höhe befördert wurden. Zement oder Mörtel wurden nicht verwandt, vielmehr wurden die Steine behauen und miteinander verkantet.
Das wohl geheiligste Objekt das der Prasat beherbergt, ist der ligam Shivas.Er wird mit drei Elementen dargestellt: einer rechteckigen Basis für Brahma, einer achteckigen Mitte für Vishnu und einer runden Spitze für Shiva. So stellt der ligam eigentlich die oberste hinduistische Göttertriade dar. In der Vergangenheit regelmäßig Mittelpunkt religiöser Zeremonien, findet heutzutage nur noch einmal jährlich zum Phanom Rung Festival die „soma-sutra-Zeremonie“ statt. Hierbei gießen brahmanische Priester geweihtes Wasser (soma) über den ligam. Dieses fließt sodann über eine Rinne nach außen und wird im nördlichen Bereich der Anlage wieder aufgefangen.  
 

 
Nebengebäude 
 
 
Prang Noi

 


Im späten 10. Jahrhundert wurde der im Südwesten des Phanom Rung gelegene Prang Noi („kleiner Tempelturm“) erbaut. Er scheint älter zu sein als die restliche Anlage und wurde in einfacher Ziegelbauweise errichtet. Er beherbergt, neu hinzugefügt, einen Fußabdruck Buddhas, der die gesamte Anlage einmal mehr zu einem spirituellen Zentrum und zu einem verehrten Wallfahrtsort für die gesamte Region werden lässt.

 

Prang Noi


Fußabdruck Buddhas

 
 Banalai
 

 

Nach Übertritt des Khmer-Königs Jayavarman VII zum Buddhismus, wurden der Anlage beidseitig des östlichen Haupteingangs Gebäude als banalai „Bibliotheken“) hinzugefügt. Sie dienten zur Aufbewahrung heiliger Schriften und wurden im Bayon-Stil aus Laterit errichtet, wobei Tür- und Fensterrahmen aus Sandstein bestehen. Wie bei anderen Hindutempeln die später zu buddhistischen Stätten wurden, wurden auch hier die banalai paarweise angelegt und bildeten eine Grundvoraussetzung für eine zumindest buddhistische Lehr- und Meditationsstätte.

 

 

Plan Phanom Rung

 




Südlicher Gopura

Südlicher Gopura
 
Von der kulturellen und geschichtlichen Bedeutung Phanom Rungs zeugt , dass sich die thailändische Regierung bereits vor geraumer Zeit bei der UNESCO um die Anerkennung des Heiligtums als Weltkulturerbe  beworben hat.

Für die lohnenden Besuche beider Tempelanlagen sollte man mindestens einen ganzen Tag einplanen. Sie sollten ein Muss sein für die, die sich in der Nähe von Korat oder Surin aufhalten. Für Liebhaber der Khmerbaukunst lohnt selbst ein weiter Umweg.



Anreise

- per Flugzeug: Bangkok-Buriram mit Nok Air ab Don Muan(www.nokair.com). Von Buriram Busbahnhof mit Bus nach Prakonchai oder Ban Tako. Von dort aus weiter mit Songteaw oder Motorrad-Taxi. 
- mit PKW/Bus: von Bangkok oder Korat direkter Bus nach Surin. Mit PKW
über die N 24 Richtung Surin anreisen. In Prakonchai Bus verlassen und weiter mit PKW oder Songteaw über die N 2075 und N 2221 nach Phanom Rung und Muang Tam. Alternative: auf der Strecke der N 24, zwischen den  Städtchen Nang Rong und Prakonchai, in Ban Tako aussteigen und mit Songteaw/Motorrad-Taxi zu den Anlagen.

 

Öffnungszeiten / Eintritt / Relevante Sonnenauf- und -untergänge

 

Geöffnet täglich 08.00 – 17.30 h,  Eintritt beide Anlagen gesamt :40 Baht,
Ausländer 150 Baht.
Beste Besuchszeit : werktags (weniger lokale Besucher), bestes LIcht für Fotos bis 10.00Uhr.

 
    1. Sonnenuntergang am 5.-7. März: 18.15-18.22 h
     2. Sonnenaufgang am 3.-5 .April: 06.05-06.12  h
     3. Sonnenaufgang am 5.-7. September:06.00-06.07 h
     4. Sonnenuntergang am 5.-7. Oktober: 17.50-17.57 h
 
 

 

Information

 

Tourism Authority of Thailand, Surin Office
Tel.: +66(0)44514447-8, (0)44518529
Fax: +66(0)44518530
E-mail: tatsurin@tat.or.th


 

GLOSSAR
1  vahni-griha, agni-sala – Sanskrit: griha, agni = Feuer, Vahni =
Schutzraum, Schuppen, Unterstand, Sala = Haus, Halle, Raum.Chinesischen Quellen bezeichnen sie als „rest-houses“ (auch „pavilion with fire“), wobei Übernachtungen in Steinhäusern zur damaligen Zeit höchst unwahrscheinlich waren („Stein ist ein Baumaterial für Götter“). Übersetzungen aus dem Hindi sprechen ganz einfach von „Küche“.

 

2   Prasat – „Tempelturm“ oder terrassierter Pyramidentempel.
Aus diesem entwickelte sich der thailändische Prang (Stupa). 

Shiva -  neben Brahma und Vishnu der wichtigste Gott im Hinduismus. Shiva verkörpert außerhalb dieser „Dreigöttlichkeit“ (trimurthi) alle: Das Prinzip der Zerstörung und Erhaltung, wie auch Neubeginn und Schöpfung. Nach hinduistischen Schriften hat Shiva 1008 Beinamen, die nach seinen Attributen gewählt wurden:  Mahadeva („Großer Gott“), Nataraja („König des Tanzes“), Bhairava, („der Schreckliche“), Mahesha („höchster Herr“), Nilakantha („der mit dem blauen Hals“,), Pashupati („Herr aller Wesen“), Rudra („der Wilde", „der Schreckliche“), Shankara („der segensreich Wirkende“) und

Vishwanatha („Herr des Universums“).

 

4   Kailasa (Meru) – Der heilige Berg Kailasa bildet nach hinduistischer und buddhistischen Kosmologie das Zentrum des Universums und den Wohnort der Götter. 

 

5  Chenla – dem Reich von Angkor vorausgehende Fürstentümer mit Khmer-Hindu Kultur, überwiegend auf  dem heutigen Gebiet Kambodschas (Region Kompong Thon) 

 

Mahidharapura-Dynastie – Angkor-Periode ab 802 A.D., beginnend mit König Jayavarman II.

 

7  Naga -  Riesenschlange, meist in Form einer Kobra. In Südostasien auch Darstellung als Drache. Eine Kreatur der Mythologie und Legenden, Gott der Unterwelt, Wächter des Wassers der Erde, Fruchtbarkeitssymbol und Symbol für grenzenlose kosmische Energie und des ewigen Kreislaufs der Zeit.

 

Lingam (linga) –Shiva wird populär in Gestalt eines Linga, eines konisch geformten Steins, oft als Phallus interpretiert, verehrt (Sinnbild für Elternschaft / Schöpferkraft des Göttlichen). 

9 Gopura – Eingangspavillion, Eingangsturm, Torbau, Ursprung in der südindischen 
  Architektur (eigentlich „Kuhtore“). 
 
 

10  TaplangTürsturz

 

11  Indra – vedisch-hinduistischer Gott des Krieges, des Sturms und des Regens. 

 

12  Kala -   körperloser, von Shiva geschaffener Dämon, der in Form eines Löwenkopfes dargestellt wird. Kala bedeutet Zeit, und so wird der Dämon als Herrscher über die Zeit verstanden, der den ins Heiligtum eintretenden Menschen ‚verschlingt’ und in die Sphäre der Götter befördert. Er ist auch der Wächter des Heiligtums. 

 

13  Mandapa (Mondop)– Frontpavillion

14  Antarala – Korridor zwischen zentralem Schrein und Mandapa

 

15  Vishnu (thai: Phra Narai) - der Alldurchdringende 

 

16  Brahma  - der Schöpfergott 

 

17 Garuda – (thai: Krut) Reittier Vishnus, halb Mensch, halb Adler, auch Götterbote,  Widersacher der Naga-Schlange, symbolisiert die Kraft des Windes und der Sonne,  wird teils auch als eigenständige Gottheit verehrt. 


 

 

 

LITERATUR

  □    Mollerup, Asger -2004-: The Daharmasala Route from Angkor to Phimai, - an   ancient route in revival -
(http:/www.sundial.thai-isan-lao.com/dharmasalaroute.html) 

□    Mollerup, Asger -2004-: Sundial, calender and Khmer temples -Prasat Phanom Rung-
(http:/www.sundial.thai-isan-lao.com/phanom_rung.html)

□    Loetscher, Hugo -1990 -: Die Khmer in Thailand – nach der Restaurierung von Prasart Phnom Rung –, in Thailand-Rundschau 
Nr. 1, 1990, S. 17 ff. 

□   Talbot, Sarah u. Janthed, Chutima -2002-: Northeast Thailand beforeAngkor : Evidence from an Archaeological Excavation at the Prasat Hin Phimai,
in Asian Perspectives, Vol. 40, No. 2 

□   Majumdar, Ramesu Chandra -1952-: Ancient India, S. 482/483 

□   Maneenetr, Thirachaya -2007-: Khmer temples of Northeast Thailand- A proposed plan for tourism development -, S. 68-74

( http:/www.thapra.lib.su.ac.th/objects/thesis/fulltext/ thapra/Fulltext.pdf )

□   Visudharomn, Khemita -2005-: Khmer Civilization in Isan (
 
 
 □    Zhou, Daguan, -Bangkok 1992- The customs of Cambodia, S.35
 

 






© werner dackweiler